Immer häufiger werde ich gefragt, wie ich dazu gekommen bin, meine Kunst in Richtung atmosphärische Visualisierungen zu lenken und was sich denn konkret dahinter verbirgt. Dieser Blog soll auch mir helfen, die Kunst in Worte zu fassen und Ihnen als Betrachter bzw. Leser die Botschaft dahinter zu vermitteln. Die Reise führt daher ein Stück in die Vergangenheit und soll uns weiter in die Zukunft führen.
Wenn man weiß, dass das Ergebnis dieser Kunst wirklich ein gemaltes Bild ist, kann man sich eine ungefähre Vorstellung machen.
Bevor ich etwas mehr in die Tiefe gehe, beschreibt diese Kurzversion schonmal das Wesentliche: „Die Atmosphäre und das Zusammenspiel aller Anwesenden mit Bezug auf ihre Vortragsthemen und Kernaussagen ist eine neue Möglichkeit der visuellen Kommunikation.“
http://www.linz-art.de/atmovis.html
Aber die Kunst ist ja bekanntlich viel komplexer und ein einziger Satz wird es nie schaffen, alle Gedanken, Visionen und Inspirationen einzufangen.
Für mich ist die Kunst ein wegweisendes Mittel, durch das ich eine dynamische Auseinandersetzung mit dem Sichtbaren und Fühlbaren der IST-Zustände versuche visuell umzusetzen.
Im Jahr 2003 berührten mich die Bilder in den Nachrichten, von den Unruhen in den Vororten vor Paris, die Wohngebiete hätten auch bei uns in München sein können. Ich machte mich mit meinen zur Verfügung stehenden Mitteln auf den Weg um dafür gute und wirtschaftliche Lösungen zu finden.
Ich stellte mir die Frage: Wie kann ich mich wieder in die Situation hineinversetzen ohne dass ich das ganze Szenario nachstellen muß und dadurch auf alle Beteiligten zurückgreifen muß? Das war mir einfach viel zu umständlich und würde auch viel zu viel Zeit kosten.
Als erstes nahm ich mir ein Blatt Papier zu Hand. Die üblichen Pro- und Kontra-Listen waren mir zu rational gedacht und so ganz ohne Gefühl. Das stellte mich nicht zufrieden, weil irgendetwas dazu fehlte. Die Menschlichkeit ist vielseitiger als die Wörter, die Schwarz auf Weiss geschrieben werden. OK, es sollte farbig werden und emotional und gleichzeitig rational entstehen.
Die Empathie die dazu nötig ist, wurde mir in meinem Leben geschenkt. Ich handelte damals aus meiner Hilflosigkeit und Neugierde heraus, erst jetzt habe ich erfahren, das viele Nobelpreisträger, wie Albert Einstein die Methoden sich mit Empathie in Dinge zu versetzen um Lösungen finden zu können, eingesetzt haben.
Das künstlerische Planspiel, anhand der Situation in Paris im Jahre 2003, brachte ich auf Papier. Mich interessierte es, welche Ansätze es geben könnte, dass dieses Problem an den Wurzeln einfach und preisgünstig behoben werden könnte. Wie ich am schnellsten herausfinden kann ob ich mich überhaupt für einen sinnvollen Ansatzpunkt entschieden habe. Statistiken oder Studien waren mir zu viel Arbeit, an diese heranzukommen und ich kannte auch niemanden, der mir darüber kompetente Auskunft geben könnte. Ich wurde selbst schon ganz unruhig und gereizt, und dann stellte ich mir die hohe Arbeitslosigkeit, die Plattenbauten und Straßenschluchten vor: nur grau in grau mit ein paar brennenden Autos… diese waren das einzige Farbige, das mir aus den Nachrichten entgegen kam. Also ich bekam sogar Verständnis dafür, das sie ihren Frust irgendwann ausleben mussten. Dachte ich jetzt etwas Naiv oder bin ich nur wertfrei mit der Situation umgegangen?
Also mein Thema für meine nächste Bilderserie stand fest: „Flächendeckend“.
Wie viel Grau ist einem Menschen zumutbar, ohne das er aggressiv wird und dieses Bild sofort ablehnt und in den Müll wirft. Wie muss eine graue Fläche belebt werden, damit es für die Mehrheit der Betrachter als angenehm empfunden wird, die graue Fläche ansprechend wirkt und nicht ablehnend, wie viel bunte Farbe das Grau braucht. Wie viele farbige Flächen oder farbige Akzente ausreichen um mit dem Grau eine Bewunderung beim Betrachter auszulösen.
Bei der Betrachtung eines Bildes spielt unser emotionales Empfinden für die Feinheiten eines Bildes, eine große Rolle. Dies spielt sich oft in unserem Unterbewusstsein ab und es ist unabhängig von dem was wir in unserem Leben gelernt haben.
Dies war 2003 die ersten Anfänge eine Atmosphäre auf Papier zu übertragen. Wie es im übertragenen Sinne aussehen könnte, damit langfristig Ruhe in den Vororten von Paris einkehren könnte. Die Unruhen passen nicht zu meiner Mentalität! Und direkt vor Ort wollte ich schon gleich gar nicht sein! So verfolgte ich meine Idee über Jahre und probierte einiges aus.
Herzliche Grüße und bis bald
Claudia Linz